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Kunstschachabend 2017
 
mit
 
Heinz Gfeller
 
Unser Klubmitglied Heinz Gfeller hat uns wieder einen interessanten Abend beschert.
Unter den vorgestellten Problemen, den Zwillingen und den Miniaturen zeigte er uns auch  das
 
Problem des Jahrhunderts
 
In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg stellte der Amerikaner Joseph Ney Babson die folgende Forderung auf: Man konstruiere ein mehrzügiges Problem, in welchem die schwarze All­umwandlung echoartig durch eine weisse beantwortet wird. Das heisst konkret: Wenn Schwarz einen Bauern in eine Dame umwandelt, muss dies Weiss mit seinem Kandidaten auf der 7. Reihe auch tun. Wählt der Nachziehende einen Turm, wird dies auch von Weiss verlangt, dasselbe bei Läufer und Springer.
 
 
Dieser so genannte Babson-Task hat die Problemwelt mehr als 60 Jahre lang In Atem gehalten. Babson selbst gelang eine korrekte Darstellung, aber nur im Selbstmatt und auf vier verschiedenen Feldern. Die Realisierung im orthodoxen, so genannt normalen Schachproblem, versuchten viele, auch renommierte Komponisten, aber sie wollte nicht gelingen. Schliesslich hielt man sie für unmöglich und verglich sie mit der Quadratur des Zirkels. Dass diese mathematische Konstruktionsaufgabe unlösbar ist, konnte aufgrund der Irrationalität der Zahl Pi (3,14 unendlich) bewiesen werden, aber beim Babson-Task ging das nicht, so dass einige Unentwegte weiter daran arbeiteten. Der Franzose Pierre Drumare tat dies während 22 Jahren täglich etwa vier Stunden lang. 1980 erhielt er einen Spezialpreis für einen Fünfzüger, bei dem der Umwandlungs-Mechanismus funktioniert, aber es ist eine schreckliche Problem-Missgeburt mit 30 Steinen, darunter 4 wT, 3 wL, 3 sT und 4 sL. Drei Viertel der Steine stehen zusammengepfercht in der diagonalen linken Bretthälfte.
Der weitere Verlauf der Geschichte erinnert an ein Motiv vieler Märchen. Der König verspricht seine Tochter demjenigen Bewerber, der eine unglaublich schwierige Aufgabe zu lösen vermag. Viele grosse Könner wollen die Prinzessin heiraten und unternehmen ungeheure Anstrengungen, aber keinem gelingt es. Da kommt ein völlig unbekannter bescheidener Junge und schafft das unmöglich Geglaubte zum Erstaunen des ganzen Volkes.
Zurück zum Babson-Task. Im Jahre 1982 veröffentlichte der als Komponist wenig bekannte sowjetische Fussball-Trainer Leonid Jarosch ein ganz normales Problem, bei dem alles klappte. Ein Jahr später erschien dann noch seine verbesserte Fassung, die unser fünftes Diagramm zeigt. Man spricht vom Problem des Jahrhunderts. Die Lösung lautet wie folgt:
 
1.a7!   axb1 D 2.axb8D! Dxb2 3.Dxb3 Dxa1 4,Txf4 matt
1.         axb1T 2.axb8T! Txb2   3.Txb3 Kxc4 4.Da4 matt.
1 .        axb1L 2.axb8L! Le4   3.Lxf4 Lbe1. 4.Le3/Le5 matt
1.         axb1S 2.axb8S! Sxd2 3.Dcl Se4 4.Sc6 matt
 
Gewisse Schwächen sind nicht zu übersehen (Dual in der L-Variante, schlecht ausgenützer Ld8) aber bei einem derart schwierigen Thema fällt das kaum ins Gewicht. Mit dieser Aufgabe war der Bann gebrochen, und es entstanden weitere Babson-Darstellungen, mehrere davon mit eigenem Schema. Schönheitsfehler haben sie aber alle. Jaroschs Meisterwerk halten viele für die noch immer beste Darstellung. Das liegt wohl vor allem am stillen Schlüsselzug.
Heinz
 
 
 

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Kunstschach mit Heinz Gfeller

Heinz Gfeller, international bekannter Kunstschachkomponist hat dem ASV Gurten einen URDRUCK gewidmet!!!!! Wir verdanken diese noble Geste unseres Mitgliedes.

Matt in 2 Zügen, den Mitgliedern des ASV Gurten gewidmet.

Heinz Gfellers Spezialität sind bekanntlich Buchstabenprobleme. Die Buchstaben I und L sind sehr gut erkennbar. Heinz war zu dieser Zeit Im Lindenhofspital. Genial nicht!? Siehe auch unter Kunstschach

Die Lösung:

a) 1.Kd1! (Zugzwang) Kc3 2. Le5++  1.-Ke3 2. Lc5++
b) Stellung nach dem Schlüsselzug: 1.Lc4! mit gleichen Abspielen. Das nennt man Fortsetzungsproblem.

 

Heinz Gfeller, einer der ganz Grossen im Kunstschach, gab uns am Klubabend des 31.Mai eine subtile Einführung in dieses faszinierende Gebiet. Ganz neue Themen wie Märchenschach und Nachtreiter wurden uns ebenfalls doziert.

Unter anderem zeigt uns Heinz hier eine Eigenkomposition die den Buchstaben N zeigt. N zu Ehren des berühmten Problemkomponisten Alois Nagler.

Lösung: 1.Le6! exd6 2.Sg8 mit Modellfesselungsmatt.

Buchstaben und Symbolkompositionen sind die Spezialität von Heinz Gfeller.

 

Höhepunkte der Schachkomposition

Begriffe in Theorie und Praxis, heute: Pickaninny

Dabei handelt es sich um einen mehr äusserlichen Effekt, dessen Name leider nicht gerade glücklich gewählt ist, so viel wie „Negerkind“ bedeutet und von Frank Janet eingeführt wurde.
Die vier Zugmöglichkeiten eines schwarzen Bauern aus seiner Grundstellung auf der siebenten Reihe führen zu vier entsprechenden Varianten.
Die Löser der Nr. 409 haben bereits ein Beispiel erlebt. Auch beim Nachspielen der Lösung in dieser Spalte kann man die Idee ohne weiteres verstehen.
 

N. Höeg
Nationaltidende
1905

A) Matt in 3 Zügen                                     
                                              

M. Niemeijer
Sadatschi  i Etjudi 1928
1. Ehrende Erwähnung

B) Matt in 3 Zügen                                     
                                              

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 A) Hier begegnen wir einer der ältesten Darstellungen.

Die Idee kann man bereits aus der Stellung heraus sehr  leicht erkennen. Der schwarze Themabauer f7 muss in vier Abspielen der Lösung nach e6 und g6 schlagen sowie nach f6 und f5 ziehen. Weiss spielt 1.Tg5!, und Schwarz hat nun wegen des Zugzwangs nur die genannten vier Züge zur Verfügung-

1. – fxe6 2.Tg1! beliebig 3. Te1 matt, 1. – fxg6 2.Txg6! Kf5 3.Ld3 matt, 1. – f6 2.Th5! beliebig 3.Sg5 matt und 1. – f5 2.Tg2! fxg2 3.Sg5.matt.

Recht eindrücklich wirkt hier die Differenzierung der Möglichkeiten des weissen Turmes im 2. Zug. Die vier verschiedenen Züge, mit denen auf die Bewegungen des Themabauern reagiert werden muss, erfordern genaue Überlegung.

B) Weil die so genannte Allumwandlung (AUW), die Beförderung eines Bauern in alle vier möglichen Figurenarten, ebenfalls vier Züge umfasst, eignet sie sich vorzüglich zur Verbindung mit dem Pickaninny.Thema.Das ist schwierig zu komponieren, wurde aber  von den besten Problemverfassern immer wieder versucht. Eine überzeugende Darstellung  gelang Meindert Niemeijer mit diesem Dreizüger.

1.e7!

 – b6

2.e8D!

b5

3.De6 matt

 

 – bxc6

2.e8T!

Kd7

3.Td8 matt

 

 – bxa6

2.e8L!

Ke5

3.Lg3 matt

 

 – b5

2.e8+S!

Ke5

3.Lg3 matt

Es gibt Partiespieler, Gürteler ausgeschlossen, die noch gar nicht wissen, dass man für den Bauern auf der achten oder ersten Reihe nicht unbedingt eine Dame wählen muss. Sie dürfen staunen, wenn sie die Lösung dieser Aufgabe nachspielen.

Kontakt: Heinz Gfeller, Burgackerweg 5A, CH - 3047 Bremgarten
E-mail:   heinz.gfeller1@bluewin.ch
 
Links
Idee und form schweizerische Zeitschrift für Kunstschach
-  Digi Bern
   
Sepp Rüdisüli
ASV Gurten